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Artikel: Wie erkenne ich nachhaltigen Schmuck?

Wie erkenne ich nachhaltigen Schmuck?

Wie erkenne ich nachhaltigen Schmuck?

Wieso ist die Nachhaltigkeit von Schmuck so komplex?

Nachhaltigen Schmuck gibt es auf den ersten Blick fast überall. Viele Marken bezeichnen sich als „fair“ und „nachhaltig“, doch woran kann ich die Nachhaltigkeit dieser Brands wirklich erkennen?

Hierfür ist zunächst wichtig zu erklären, dass die Einschätzung von Nachhaltigkeit im Schmuckbereich eine vielschichtige und komplexe Aufgabe ist, die durch eine Vielzahl von Faktoren erschwert wird. Schmuck aus Edelmetallen und Edelsteinen hat eine lange und komplexe Lieferkette, die vom Abbau der Rohstoffe über viele Zwischenlieferanten bis zum fertigen Produkt reicht. Dabei stellen sowohl die ökologischen als auch die sozialen Auswirkungen vom Rohstoffabbau bis zur Produktion große Herausforderungen dar.

Schon der Abbau von Edelmetallen und -steinen kann erhebliche Umweltschäden verursachen, einschließlich der Zerstörung von Ökosystemen und der Verschmutzung von Wasserressourcen. Zudem sind die Arbeitsbedingungen in vielen Bergbauregionen prekär, mit weit verbreiteten Problemen wie Kinderarbeit und Ausbeutung.

Die mangelnde Transparenz und Rückverfolgbarkeit in den Lieferketten erschwert es, die Herkunft und die Produktionsbedingungen der Materialien zu überprüfen. Auch wenn es Zertifizierungssysteme gibt, sind diese noch nicht flächendeckend etabliert und bieten oft keine einheitlichen Standards. Deshalb ist es oft sehr schwer zu erkennen, welcher Schmuck wirklich nachhaltig ist.

Wie erkenne ich nachhaltigen Schmuck?

Es ist wichtig zu betonen, dass es auf die Frage nach nachhaltigem Schmuck keine einfache Antwort gibt. Es ist dafür vor allem von Bedeutung, Nachhaltigkeit vielschichtig zu bewerten und von mehreren Positionen aus zu betrachten:

Ökologische Nachhaltigkeit

Die ökologische Nachhaltigkeit bewertet Faktoren wie den Emissionsausstoß einer Wertschöpfungskette vom Rohstoffabbau über Produktion und Versand, sowie die Umweltschäden, die beim Rohstoffabbau in den Minen und bei der Produktion vorzufinden sind.

Einfach gesagt: Je weiter die Produktion und die Rohstoffherkunft vom Sitz des Unternehmens entfernt sind, desto höher ist auch der Emissionsausstoß durch längere Transportwege, die bereits ein Vielfaches der Emissionen gegenüber einer deutschen Produktion ausstoßen und das noch völlig unabhängig von den Produktionsbedingungen. Darüber hinaus herrschen in Rohstoffminen oft katastrophale Bedingungen für die Minenarbeiter*innen, von fehlender Schutzkleidung und Arbeitssicherheit, über gefährliche Schadstoffe und Schwermetalle in der Luft, bis hin zu Landnutzungskonflikten für umliegende Bevölkerungsgruppen. Das Grundwasser wird verschmutzt und fehlt der Bevölkerung zur Trinkversorgung und trägt in Flüssen und Seen dazu bei, dass der Fischbestand oft stark dezimiert wird. Problematisch ist hierbei vor allem die Tatsache, dass die Wertschöpfung des Rohstoffabbaus  meist von reichen Ländern und Unternehmen des Globalen Nordens gewonnen wird, während die sozialen und ökologischen Schäden an die lokale Bevölkerung ausgelagert werden. Deshalb ist es wichtig, den Abbau der Rohstoffe und damit den Druck auf Rohstoffminen zu reduzieren.

Ein wichtiges Instrument, um den Rohstoffabbau zu reduzieren ist die Kreislaufwirtschaft. Durch die Wiederverwendung von Rohstoffen durch Recycling müssen weniger Rohstoffe frisch in den Minen abgebaut werden. Außerdem kann durch lokales Recycling und kürzere Lieferwege Emissionen eingespart werden, da das Recycling von Rohstoffen einen Bruchteil der Emissionen vom Rohstoffabbau in Minen ausstößt. Es ist jedoch trotzdem wichtig zu prüfen, aus welchen Recyclinganlagen die recycelten Rohstoffe kommen, da auch hier die Herkunft aus Konfliktminen verschleiert werden kann. Je höher die Anforderungen an transparente Lieferketten in der Rohstoffbeschaffung im Land der Recyclinganlage sind, desto eher kann man sich darauf verlassen, dass die Rohstoffe auch wirklich recycelt wurden und kein frisch abgebautes Gold aus Goldminen mit verwendet wurde. Wird kein recyceltes Gold verwendet, ist es wichtig auf Zertifizierungen zu achten, die bestätigen, dass beim Rohstoffabbau keine Umweltschäden und keine Menschenrechtsverletzungen unterstützt werden.

Soziale Nachhaltigkeit

Neben der ökologischen Nachhaltigkeit spielt die soziale Nachhaltigkeit für nachhaltigen Schmuck eine große Rolle. Themen wie Arbeitssicherheit, Arbeitnehmerschutz, Mindestlöhne und sichere und faire Arbeitsbedingungen sind hierbei zentral und werden bei der Bewertung von Nachhaltigkeit oft übersehen.

Soziale Nachhaltigkeit in der Schmuckproduktion bedeutet demnach, dass die gesamte kontrollierbare Wertschöpfungskette unter fairen und ethischen Bedingungen gestaltet wird. Dies umfasst gerechte Löhne, sichere Arbeitsbedingungen und den Schutz der Rechte der Arbeiter*innen, insbesondere in den Regionen, in denen Rohstoffe wie Edelmetalle und Edelsteine abgebaut werden. Zudem wird darauf geachtet, dass keine Kinderarbeit oder Ausbeutung stattfindet und lokale Gemeinschaften von den wirtschaftlichen Aktivitäten profitieren. Ziel einer sozialen Nachhaltigkeit ist es, eine positive soziale Wirkung zu erzielen und langfristig stabile Lebensgrundlagen für alle Beteiligten zu schaffen.

Die Kombination aus recycelten Rohstoffen und einer regionalen Produktion spart demnach viele Emissionen ein. Darüber hinaus wird durch das Recycling der Druck auf den Rohstoffsektor reduziert und Menschenrechtsverletzungen in den Minen verhindert.

Nur die Kombination aus ökologischer und sozialer Nachhaltigkeit macht Schmuck also wirklich nachhaltig. Und dennoch verbraucht jeder Konsum und jede Produktion Rohstoffe und Energie, weshalb es besonders wichtig ist, darauf zu achten, von lokalen Marken zu kaufen, die mit einer fairen Produktion versuchen, eine nachhaltige Veränderung im Schmuckbereich zu erreichen.
  
 
Quellen:
Human Rights Watch (2018): The hidden costs of jewelry. Human Rights in Supply Chains and the Responsibility of Jewelry Companies

 

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